Ursprung der Runen
Ich beziehe mich in diesem Text konkret auf das ältere Futhark mit seinen 24 Runen. Die Runen selbst sind die wohl bekanntesten und gleichermaßen verkanntesten Zeichen, die den Menschen je zugänglich wurden.
Die germanische/keltische Kultur gilt als Ursprung jener mystischen Zeichen. Damals hatte die Natur mit all ihren Facetten einen sehr hohen Stellenwert für die Menschen. Die Menschen der damaligen Zeit nutzten Druiden und Schamanen, um mit den Göttern ins Zwiegespräch zu treten. Dementsprechend wichtig und angesehen waren diese Stammesmitglieder.
So ist es auch nicht erstaunlich, dass gerade jene Zeichen in der Natur wiederzufinden sind. So gleicht beispielsweise die optische Darstellung der Rune Fehu der einer Ähre. Die Natur wurde als heilig anerkannt und die Mensch verstanden sich als einen symbiotischen Teil von ihr. Diese Ansichten lassen sich auch in Runen und deren Bedeutungen wiederfinden.
Wie wurden Runen genutzt?
Jede Rune steht für einen Hinweis oder eine Hilfestellung, die durch die Götter den Menschen zugänglich gemacht wurde, z. B. durch Runenlegungen und Runen-Orakel. Das ältere Futhark kann in drei Gruppen zu je acht Runen unterteilt werden. Diese Gruppen werden ættir (Plural) oder ætt (Singular) genannt, was soviel wie “Geschlecht oder Familie” bedeutet. Benannt wurden diese einzelnen ættir nach der ersten Rune innerhalb der Gruppe.
Die einzelnen Ættiers
1 | Freyrs ætt | Fehu | Uruz | Thurisaz | Ansuz | Rhaido | Kenaz | Gebo | Wunjo |
2 | Odins ætt | Hagalaz | Nauthiz | Isa | Jera | Eihwaz | Perthro | Algiz | Sowilo |
3 | Tyrs ætt | Tiwaz | Berkano | Ehwaz | Mannaz | Laguz | Ingwaz | Dagaz | Othala |
Die Runen zeigen in ihren Ættiers jeweils thematisch abgegrenzt die Beziehung zwischen Mensch, Natur, Tier und Göttern und behandeln die Themen, die nie an Gültigkeit verlieren werden:
- sich zurechtfinden
- Einbinden als Teil der Gesellschaft (Soziales)
- Zusammenleben in der Familie
- Beziehung zu anderen
- persönliche Anbindung
- geistiger und materieller Wohlstand
- die überirdische Anbindung und Empfangen vom Göttlichen oder von seinem Höheren Selbst
- persönliche Entwicklung
- geistiges Erbe sowie Traditionen
Wie kann man Runen deuten/orakeln?
Wir müssen uns selbst als aktiven Teil eines jeden Zyklus sehen.
Genau wie alle 24 Runen – von Fehu bis Othala.
Jeder Zyklus besteht aus dem Neubeginn von Werden, dem Sein, dem Vergehen – und das in unendlicher Wiederholung. Dieser Zyklus wird widergespiegelt durch die Rune Jera. Deshalb hat diese Rune auch einen sehr hohen Stellenwert in der Landwirtschaft. Aussaat, Wachstum, Ernte, … Sie ist die Rune der Zyklen des Lebens.
Auch in der Mythologie wird diesem Zyklus durch Ragnarök – dem Schicksal der Götter – und der darauffolgenden Wiederauferstehung des Gottes Balder sehr viel Aufmerksamkeit gewidmet.
Gemäß der Runen vertrete ich ein Weltbild, in dem sich alles in stetigem Wandel befindet und sich Gegensätze im symbiotischen Einklang befinden. Wie es auch die Runen Jera (die Zyklen) und Dagaz (Rune von Tag und Nacht) widerspiegeln.
Der Mensch als Teil jener Zyklen wird ermutigt, seinen eigenen Weg zu beschreiten und Neues zuzulassen, wie es uns die Rune Raidho (Rune der Reise und des Lebenswegs) vorgibt. “Zufälle” geschickt zu nutzen (Perthro) und sinnvoll als gebendes und nehmendes Individuum in einer Gesellschaft zu fungieren (Mannaz), seine Wurzeln zu kennen (Othala) und dem Leben mit Urvertrauen zu begegnen (Uruz), sich seiner spirituellen, naturgegebenen Anbindung nach oben (höheres Selbst / das Göttliche) bewusst zu sein und es zu nutzen (Ansuz).
Diese Beispiele sollten dir zeigen und bewusst machen, welche Botschaften in Runen stecken können und wie du sie deuten/orakeln kannst. Natürlich besitzen auch die hier nicht aufgeführten Runen ebenfalls ihre ganz eigene Botschaft.
Um näher auf die Runen einzugehen, muss man sich verdeutlichen, dass sie mehr sind als nur Schriftzeichen, die der Kommunikation dienten. Die Mystik beginnt bereits mit der Selbstopferung Odins am Weltenbaum, um jene Runen in ihrer Macht vollkommen innewohnend zu haben (nachzulesen in der Edda).
Die Macht der Runen – das Netz von Wyrd
Weniger bekannt in der Runendeutung ist das Netz von Wyrd. Das Netz von Wyrd (Web of Wyrd), welches ein Geflecht aus Runen darstellt und alle Runen in einem einzigen Konstrukt verewigt. Dieses Netz ist in der schamanischen Arbeit jenes Geflecht, das ein pures Energiegeflecht darstellt. Wenn wir es neuzeitlich ausdrücken: Es ist ein Geflecht, welches durch bestimmte Frequenzen und Schwingungen zu lesen ist. Jede Rune markiert einen Teil in diesem Geflecht.
Wie kann man aus dem Netz von Wyrd lesen oder Legungen verstehen und orakeln?
Bevor ich zu den speziellen Legemöglichkeiten komme, möchte ich eine grundsätzliche Annahme verdeutlichen: Alles ist Energie. Das ist in der Physik sowie Quantenphysik anerkannt und auch unter Schamanen ein grundlegendes Prinzip, auf dem alles Weitere beruht, und sich selbst erklärt.
Alles ist ansprechbar auf gewissen Ebenen, Frequenzen und Schwingungen.
Einige Schamanen oder andere energetisch arbeitende Menschen benutzen keine Materialien, wie z. B. Runensteine, als materielle Überbrückung mehr, sondern lesen direkt in diesem Netzwerk. Alles ist ein Entwicklungs- und Erfahrungsprozess, der sich mit der Zeit aufbaut. Alles Materielle hat auch eine immaterielle Seite.
Ich persönlich beschreibe dieses Runengeflecht, das Netz von Wyrd, als ein Konstrukt, in dem ich die einzelnen Runen herauslese sowie Informationen erhalten kann. Physisch beschrieben ist das einem Computer sehr ähnlich. Es gibt Codes, Eingaben und Ausgaben (Informationen).
Wie funktioniert das und wie kann man das erreichen?
Heutzutage ist es extrem schwierig, sich die Zeit zu nehmen, in sich zu gehen und in dieser technisierten, schnelllebigen Gesellschaft zu sich selbst zu finden.
Uns wird gelehrt, dass Technik und Wissenschaft die ultimativen Dogmen und Prinzipien darstellen und dass Metaphysisches, Energetisches dazwischen praktisch nicht existiert.
Es ist fast unmöglich, sich ohne Druck von außen und der Kritik der Masse, zu entfalten, sich zu trauen, innerlich auf die Reise zu gehen und sich auf etwas Neues einzulassen. Wir leben in einer Gesellschaft, in der wir immer weiter von spirituellen Erfahrungen und dem Urvertrauen in die Natur entfernt werden. Traditionen gehen oft verloren und alte Werte verblassen.
Das Erste, zu Beginn einer Reise zu den Runen, ist den Weg anzutreten, ihnen zuzuhören.
Sich zu trauen, sich mit sich selbst zu beschäftigen – in völliger Ruhe.
Den Anfang macht die Intuition, sich selbst Fragen zu stellen und durch das Lernen mit Runen diese Intuition zu festigen. Es ist ein Prozess, in dem wir die Runen und uns selbst im Hier und Jetzt näher kennenlernen und erfahren können.
Ich ermutige jeden, diese Reise zu beginnen – unvoreingenommen, mit positiver Energie und ohne Angst.
Persönlich empfehle ich jedem, bei Runenlegungen oder Runen-Orakeln auf sein Gefühl zu hören. Es ist natürlich möglich, sich Literatur zu besorgen, um Runen namentlich zu lernen und sich ein erstes Bild über ihre Deutungen zu machen. Doch man sollte auch nicht vergessen, immer seinen Geist und Körper zu nutzen, um sich in sie hineinzufühlen. Laguz, die Rune der Intuition, hilft einigen am Anfang, sich besser einzufinden.
Mit welchen Materialien kann ich Runen legen bzw. Runen orakeln?
Für einige Menschen empfiehlt es sich, mit Runensteinen oder Runen aus Holz zu legen. Es gibt hier kein Richtig oder Falsch – dein Gefühl sagt dir, was du nutzen möchtest. Es gibt natürlich auch Hilfe von Schamanen, die einen unterstützen können, den eigenen Weg der Runen zu finden.
Die Suche nach sich selbst, nach Erfüllung und Zufriedenheit, ist etwas, das uns seit Jahrtausenden geblieben ist. Runen sind Basis und Natur. Eine Möglichkeit, sich selbst und den Fragen des Lebens neu auf die Spur zu gehen.
Ich empfehle jedem, sich zu Anfang z. B. Runensteine oder Hölzer auszuwählen, die sich stimmig anfühlen. Man kann entweder diese Steine direkt aus einem Beutel ziehen oder sie aus dem Beutel werfen. Es gibt hier keine festen Dogmen. Alles ist intuitiv und frei.
Die Frage, die man sich gestellt hat, wird in Form einer oder mehrerer Runen beantwortet. Hierzu kann man sich natürlich sein Runenbuch zu Rate ziehen, solange bis man das Gefühl hat, die Runen zu fühlen und sich sicher zu sein, was sie für einen bedeuten.
Was kann ich mit Runen noch machen?
Runen können auch zur Energieunterstützung für mehr Kraft oder zur unterstützenden Heilung verwendet werden. Es können spezielle Binderunen erstellt werden. Binderunen bestehen aus verschiedenen Runen und verstärken sich mit ihren Eigenschaften gegenseitig. Sie können auf die Haut gemalt werden, als Zettel in kleine Flaschen gelegt werden, oder als Talisman am Körper getragen werden. Auch hier ist die Anwendung frei und offen.
Wir müssen uns den Runen öffnen und uns auf diese Reise einlassen, um sie zu erfahren.
Runen raunen rechten Rat.
Das kann ich seit vielen Jahren bestätigen. Runen sind mehr als ein Mysterium. Sie sind leibhaftig erfahrbar, wenn man sich traut, sie als Hilfe und Geleit anzuerkennen. Wer sich traut, sich näher mit ihnen zu beschäftigen, wird überrascht sein und sich einer großen Bereicherung sicher sein.
© 04/2022 Hagazussa Cara
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