Neben den zwei anderen Säulen (Stiftung und Gemeinschaftsnetzwerk) ist die eigene Währung die dritte wichtige Säule unseres Modells.
Der Austausch von Waren und Dienstleistungen untereinander – ohne Banken, Staat und Bürokratie – ist unabdingbar um Autarkie zu erreichen. Das ist für alle einleuchtend. Dass dafür eine eigene Währung sinnvoll ist, ist dagegen ein Punkt der bereits für viel Diskussionsstoff gesorgt hat. Auf der einen Seite stehen die spirituellen Idealisten, die für eine völlig geldfreie Gesellschaft eintreten, für eine reine, ressourcenbasierte Schenkwirtschaft in der jeder Mensch der Allgemeinheit schenkt was er hat und kann und von der Allgemeinheit geschenkt bekommt, was er braucht und wünscht. Den Wunsch nach so einem Leben teile ich, aber ich glaube dass die meisten Menschen dafür einen Übergang brauchen, den wir mit unserer Währung darstellen und anbieten können. Auf der anderen Seite stehen die praktischen Idealisten, die der Meinung sind, dass es keine eigene Währung benötige, man könne ja auch gleich mit dem regulären Geld handeln. Ein Stück weit kann ich da mitgehen, vielleicht wären Teilbereiche dieses Metaprojekts schneller und effektiver zu realisieren, aber das große Ziel einer freieren, selbst gestalteten, sich selbst fortpflanzenden und ausbreitenden Gesellschaftsordnung wäre dann praktisch unerreichbar. Die ganze, von der Stiftung überdachte, Bewegung würde schnell ihre Kraft verlieren und die üblichen Muster des Systems (Effizienz auf Kosten der Harmonie, Profitmaximierung auf Kosten der individuellen Entfaltung, etc…) würden sich in das Netzwerk einschleichen.
Daher die auf diesen Seiten beschriebene Modell-Lösung mit einer Stiftung die das reguläre Geld verwaltet und einer eigenen Währung, die bei genauerer Betrachtung ein Übergang ist, aus unserem derzeitigen Geldsystem in eine ressourcenbasierte Schenkwirtschaft. Eine selbstgewählte Umgewöhnung an die Freiheit.
Unsere Tauschwährung
Unsere Währung wird dezentral auf den Konten der einzelnen Teilnehmer geschöpft. Jeder Mensch der teilnehmen will, eine bessere Ordnung zu gestalten, hat das Recht auf ein Konto. Auf diesem Konto wird monatlich ein bedingungsloses Grundeinkommen geschöpft. Die Höhe dieses Grundeinkommens kann individuell sein, je nach Alter und Lebenssituation, sie kann in einem gewissen Rahmen vielleicht sogar individuell einstellbar sein. Dieses Grundeinkommen sollte in jedem Fall zum Leben ausreichen und eine Basis darstellen auf der man sich dann entfalten kann. Alle Teilnehmer sind dazu aufgefordert, idealistisch ihre eigenen Fähigkeiten, Dienste und Wissen und eventuell eigene Produkte dem Tauschmarkt zur Verfügung zu stellen.
Um einen Missbrauch, wie er im derzeitigen Geldsystem stattfindet, zu vermeiden, gibt es keinerlei Möglichkeiten als einzelnes Individuum, finanziellen Reichtum anzuhäufen. Unsere Währung hat nämlich eine eigene Art „Absicht“: sie will möglichst immer im Fluss bleiben, häufig das Konto wechseln und nie lange auf einem Konto liegen bleiben. Bleibt sie länger als einen Monat auf einem Konto liegen und wird nicht genutzt, beginnt sie zu zerfallen. Anfangs langsamer als der Zustrom durch das Grundeinkommen, aber der Zerfall beschleunigt sich bis er die Höhe des Grundeinkommens erreicht hat und somit eine Obergrenze für passives „Privatvermögen“ erreicht ist. Auf der anderen Seite ist die Untergrenze bei Null, es gibt kein Minus wie im derzeitigen Geld.
Um trotzdem die Möglichkeit zu haben, für interne Projekte und Unternehmen größere Geldmengen zu sammeln, gibt es Gruppenkonten, die ab drei Menschen eröffnet werden können und individuell entweder per Mehrheitsbeschluss der Gruppe, per Konsensbeschluss der Gruppe oder durch eine Autoritätsperson (oder eine autorisierte Gruppe) kontrolliert werden. Um so größer die Gruppe und das eingehende Geld durch die einzahlenden Individuen, desto mehr verlangsamt sich der Zerfall des Geldes, so dass auf diese Weise auch größere Transaktionen zwischen Gruppen möglich werden. Dies soll später dazu dienen, auch einfache (ausschließlich nachhaltig funktionierende) Industrien und Unternehmen innerhalb dieses temporären Währungssystems aufzubauen.
Die Rahmenbedingungen der Währung, wie die Höhe des Grundeinkommens, der Wert der Währungseinheit, der Zerfall und damit auch die Inflation und Deflation, sind demokratisch regelbar. Dafür ist es notwendig, diese Tauschwährung vollkommen vom regulären Geldsystem zu entkoppeln. Es wird keine Umtauschmöglichkeit geben, um unsere Währung gegen Euro oder andere reguläre Währungen einzutauschen. Andersherum kann man darüber diskutieren, ob Teilnehmern ermöglicht werden soll, reguläres Geld bei der Stiftung gegen die Tauschwährung einzulösen und – sofern man dies umsetzen will – wie weit dieser Tausch als Spende geltend gemacht werden kann.
Insgesamt ist diese Währung also näher an der Natur orientiert, es gibt kein exponentielles Wachstum, keine Zinsen und keinen Sollbereich, all dies würde in dieser Währung keinen Sinn machen. Stattdessen zerfällt dieses Geld wenn es nicht bewegt wird (entsprechend dem Zerfall in der Natur) und um Wohlstand zu erreichen ist es notwendig, Gruppen zu bilden und gemeinsame Projekte zu starten, die dem Ganzen dienen, den Tauschmarkt bereichern und somit alle etwas näher an die Autarkie bringen. Mit diesem Geld wird also ein völlig anderes Bewusstsein angesprochen und ganz andere Potenziale werden sich entfalten als es im derzeitigen System möglich ist. Es wird keine drei Generationen in dieser neuen Ordnung brauchen, bis die Menschen kollektiv bereit sind, ganz auf Geld zu verzichten und in einer reinen, ressourcenbasierten Schenkwirtschaft zu leben, da durch die individuelle Entfaltung ein derartiger kollektiver Wohlstand entstehen wird, dass jeder früher oder später erkennen wird, dass es kein Geld braucht. Wenn jeder ständig nur die Erfahrung macht, dass er immer genug Geld hat, wird das Geld sehr schnell seinen Stellenwert verlieren und andere Werte in den Vordergrund treten.
Das Ganze lässt sich auch als Lösung sehen, die sich selbst auflöst sobald sie zu funktionieren beginnt. Oder als großes Aufbauspiel in dem man selbst eine der Spielfiguren ist und durch direktdemokratische Beschlüsse auch in gewissem Rahmen die Gesamtrichtung des Spiels beeinflusst. Selbstverständlich kann man jederzeit aus dem Spiel aussteigen und wieder zurück in das alte Spiel, wo nicht jeder die selben Einflussmöglichkeiten hat. Vermutlich wird dies sogar häufiger passieren, aber das ist in Ordnung. Soll jeder sein Spiel spielen dürfen…
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